Die Sankt Lambertus Kirche in Brück

Die Entstehung der ersten Siedlung ist in völliges Dunkel gehüllt. Es fehlen darüber jegliche Urkunden und Quellen. Infolgedessen ist man nur auf Vermutungen angewiesen, und es ist müßig, nach dem Geburtstag der Stadt zu fragen. Wir wissen nicht, wie alt Brück ist. Der Name des Ortes hat den Forschern viele Kopfschmerzen gemacht. Da er als eine flämische Siedlung anzusprechen ist und der über den Sumpf des moorigen Urstromtales führende Knüppeldamm als Brücke angesehen wurde, könnte der Name Brück aus dieser Tatsache hergeleitet werden. Der Name Brugge ist die flämische und niederdeutsche Form für „Brücke“. Eine andere Meinung wird vertreten, dass sich die Möglichkeit ergibt, dass auch Brück die Bezeichnung für die Stätte niederer Gerichtsbarkeit gewesen sein kann. Eine dritte Ansicht besagt, dass der Name Brück eine einfache Übertragung ist von dem für die Fläminger heimischen „Brügge“, Pfarrer Bölke, der beste Kenner der Fläminggeschichte schreibt: „Die niederländischen Kolonisten der Elbegegenden benannten verschiedene Dörfer und Städte mit heimischen Namen, dem flandrischen Brügge entspricht das Städtlein Brück“. Auch der Name der Kirche mag als Beweis und als Bestätigung dienen, dass Brück eine flämische Siedlung ist. Neben die Häuser der ersten Siedlung bauten die Fläminger die Kirche in den Mittelpunkt des Dorfes auf den damaligen Anger. Die um die Zeit Albrechts des Bären in die hiesige Gegend gerufenen Flamländer haben nicht nur den Ort gegründet, sondern auch das Gotteshaus erbaut. Über den ersten Bau ist bisher nichts gefunden worden. Jedoch steht die Kirche seit jeher auf der ursprünglichen Dorfaue inmitten der Stadt und ist von Osten nach Westen ausgerichtet. Der erste Bau mag wohl ein Holzbau gewesen sein, der dann im Mittelalter durch einen derben Steinbau ersetzt wurde. Nach der Landeskunde der Provinz Brandenburg sind die alten Feldsteinkirchen unter dem Einfluss der Zinnaer Bauhütte entstanden. Das Kloster Zinna ist 1170 gestiftet worden und konnte also erst in den Jahren danach seinen Einfluss auf den Kirchenbau ausüben.

Der Bau einer Kirche dauerte Jahre. Im Gegensatz zu den damals vorherrschenden Häusern und Bauten aus Lehm und Holz wurde der Kirchenbau sehr massiv aus Feldsteinen der Umgebung errichtet, denn die Kirchen waren zugleich Burgen, die in Kriegszeiten Schutz bieten sollten. Wie oft die Brücker Kirche ein Raub der Flammen geworden ist und großen Verwüstungen ausgesetzt war, ist nicht bekannt. Aus den Kirchenbüchern geht hervor, dass mit einem Wiederaufbau etwa 1650 begonnen wurde und dieser sich sechzehn Jahre hinzog. Der Turm der wieder entstandenen Kirche hatte damals zwei Spitzen. Mit dem großen Brand am 8. August 1764 brannte die Kirche abermals aus und auch der Turm wurde zerstört. Die Ruine der abgebrannten Kirche wurde in knapp zwölf Jahren beräumt und wieder aufgebaut. Die Einweihung dieser Kirche erfolgte am 30. Juni 1776. Die Kirche hat, einen besonderen Namen erhalten, den sie heute noch trägt. Nach der Matrikel von 1575 führt die Kirche den Namen „St.Lambertus Kirche“. Diese Matrikel befindet sich in einer im Jahre 1699 in Wittenberg genommenen Abschrift auf der Superintendentur in Belzig. Der Name der Kirche führt zurück auf den heiligen Lambertus.

Die Kirche liegt mitten auf dem alten Friedhof und in der Mitte der Stadt, nur durch den Kanal von der durch die Stadt führenden Straße getrennt. Der Platz um die Kirche war bis 1810 Beerdigungsplatz. Begrenzt wird derselbe und somit auch die Kirche durch mehrere Häuser und im Süden durch den Kanal und die große Straße. Die Kirche ist nach Art einer Basilika in Form eines Kreuzes gebaut, so dass der südliche Arm desselben den Haupteingang und eine Vorhalle enthält, der nördliche Arm aber die Sakristei. Auf der Westseite steht der im Viereck erbaute Turm mit einem ,vergoldeten` hohen Kreuz über dem dicht auf der Spitze des Turmes ruhenden Knopf. Der Kirchturm blieb seit der Zerstörung durch den großen Brand im August 1764 als eine bis zur Giebelspitze des Kirchendaches sich erhebende, zuletzt dem Einsturz drohende Ruine Stehen. Am 9. März des Jahres 1842 wurde der Grundstein für den jetzigen Turm gelegt. Die Höhe des neuen Turmes beträgt 32 m, seine Breite und Tiefe 6 m.

Der Turm bildet einen Vorsprung an der Mauer der Kirche und befindet sich in derselben eine Tür zum Turm und zum Orgelchor. Die Kirche, im Innern gemessen, hat eine Länge von 30,5 m, die Breite beträgt 12 m, beide Arme des Kreuzes mitgerechnet und die Höhe 7 m. Auf jeder Seite der beiden Arme befinden sich im Schiff der Kirche zwei hohe, im ganzem also acht Fenster und auf der Ostseite hinter dem Altar in der Abrundung noch zwei Fenster, wie sich auch an den beiden Enden des Kreuzes kleinere Fenster befinden. Außer der oben genannten Haupttür im südlichen Arm des Kreuzes und einer Tür zur Sakristei in dem nördlichen, befindet sich noch je eine Tür auf der nördlichen und südlichen Seite zwischen dem Turm und den beiden Kreuzarmen. Außer der Treppe im Turm führt eine Treppe in der Vorhalle des südlichen Kreuzarmes auf das Chor der Südseite, während für die andere Seite des Chores eine Treppe von Steinen und Zement auswendig vorhanden ist. Früher war hier eine hölzerne überdachte Treppe östlich der Sakristei an der Außenwand der Kirche vorhanden. Sie hatte 10 Stufen und ein Podest und wurde 1857 aus gut gebrannten Steinen neu errichtet und in Kalk und Zement gelegt 1880, bei der Erweiterung und Vergrößerung des Orgelchores wurde diese Treppe abgerissen und dafür die im Innern der Kirche nach oben führende Treppe angelegt. Die Tür dieser Treppe ist im Innern noch vorhanden, die Türöffnung aber zugemauert. Der Baustil ist halb romanisch und halb gotisch. Die ganze Kirche ist nach dem letzten Brand aus Feldsteinen von verschiedener Art und Größe und aus Mauersteinen aus Lehnin in Kalkmörtel gebaut. Das Ziegeldach ist ein Kronendach. Das Innere der Kirche vermittelt einen nüchternen Eindruck.

Auf dem freien, von sechs hohen Fenstern erleuchteten Altarraum steht der Altar, der mit der Kanzel verbunden ist. Hinter beiden befindet sich an der Wand ein Gang. Der Altar im Ostteil der Kirche wurde 1776 als Kanzelaltar aufgestellt. Die Säulen bestehen aus Holz und sind mit zahlreichen Verschnörkelungen versehen. Sein Vorgänger, von dem nicht bekannt ist, wurde nach der Zerstörung durch den 30jährigen Krieg in den Jahren 1665-1666 aufgestellt und stand hundert Jahre, bis er durch den Brand 1764 vernichtet wurde. Das Kruzifix wurde im Jahr 1899 geschenkt, zu dem noch zwei massive Altarleuchter gehören. Zu dem historisch wertvollsten Eigentum der Brücker Kirche gehören zwei Abendmahlkelche. Der eine Kelch trägt die Jahreszahl 1652, der zweite gotische Abendmahlskelch lässt sich zeitlich nicht so eindeutig zuordnen. Beide Kelche repräsentieren jeder für sich ein Meisterwerk mittelalterlicher Goldschmiedekunst und werden im Dommuseum Brandenburg/Havel aufbewahrt. In angemessener Entfernung vom Altar steht vor demselben der Taufstein. Er ist aus Stein gehauen und hat eine Höhe von 1,20 m. Seine Form ist achteckig und hat einen Durchmesser von 92 cm. Die dazugehörige zinnerne Taufschale trägt die Inschrift: „Müller, Brück renoviert durch den Enkel Friedrich Heinze zum Reformationsfest 1881“ Rechts und links vom Altar befinden sich in der Höhe des Taufsteines zwei Beichtstühle mit Glasfenstern und Glastüren nach Vorbildern in der Wittenberger Kirche. Die Aufsätze zeigen reiche Verzierungen. Diese Stühle werden heute nicht mehr genutzt. Im Bereich unter dem mit Teppichen ausgelegten Fußboden befindet sich nach der Überlieferung ein Grabgewölbe. Da die im Oktober 1880 angeschaffte neue Orgel größer war als ihre Vorgängerin, musste der Orgelchor vergrößert werden. Dazu wurde die Treppe im Innern der Kirche angelegt, und die Außentreppe an der nördlichen Seite verschwand. 1927 wurde für die Orgel ein elektrisches Windgebläse angeschafft. Vor dem Brand von 1764 hatte die Kirche drei Glocken. Durch das Feuer wurden die beiden kleineren vernichtet. Die größte Glocke hatte ein Gewicht von acht Zentnern und war im Jahre 1749 angeschafft worden. Durch den Sturz vom Turm war sie zwar gerettet worden, doch etwas schadhaft und wurde nach Rottstock verkauft und im ersten Weltkrieg für Rüstungszwecke eingeschmolzen. Danach hat die Stadt Brück längere Zeit kein Geläut gehabt, da auch kein Turm vorhanden war, bis auf dem südlichen Arm des Kreuzes der Kirche über dem Haupteingang ein kleineres hölzernes Nottürmchen errichtet wurde, in welches eine zwei Zentner 37 Pfd. schwere kleine Glocke gehängt wurde. Da sie später einen Sprung bekam, wurde sie 1841 vom Glockengießer Eduard Senke in Wittenberg mit 80 Pfund Zusatz umgegossen. Diese Glocke, die aus Bronze bestand, wurde nach dem Wiederaufbau des Turmes in denselben überführt. 1917 musste sie an die Heeresverwaltung abgeliefert werden. Dazu kam im Jahre 1841 eine zweite Bronzeglocke. Auch diese musste infolge Beschlagnahme durch die Heeresverwaltung abgeliefert werden. Die dritte bronzene Glocke wurde 1919 an die Gemeinde Linthe für 1200 Mark verkauft, da sich die Gemeinde ein neues Dreigeläut aus Gussstahl bestellt hatte. Mit der Errichtung des neuen Kirchturmes verschwand auch das Nottürmchen. Die erste Turmuhr mit vier Ziffernblättern und Viertel- und Vollschlagwerk wurde 1843 angeschafft und musste 1902 ausgetauscht werden. Jahrelang waren die Zeiger der Uhr der Lambertus-Kirche auf halb Eins stehengeblieben. Der Hobbytüftler Eckhard Lehmann wartete und schmierte die etwa 150 – 180 Jahre alten Teile, denn sie waren sehr verschmutzt aber nicht defekt . Er versetzte die Mechanik in den Urzustand. Damit es das Getriebe leichter hat, reduzierte er die Gewichte, dadurch ist der Glockenschlag zwar nicht mehr ganz so laut, aber jeder kann seit Juli 2007 den Glockenschlag vernehmen und sehen , was die Zeichen der Zeit zeigen. Die drei Glocken des Turmes wurden Ende Oktober 1919 von der Fa. I.F. Weule aus Bockenem/Harz geliefert.

Die große Glocke: – Durchmesser 101 cm – Gewicht 472 kg – Inschrift „Ehre sei Gott in der Höhe“ – Ton erklingt in „h“ Die mittlere Glocke: – Durchmesser 85 cm – Gewicht 308 kg – Inschrift „Friede auf Erden“ – Ton erklingt in „d“ Die kleine Glocke – Durchmesser 73 cm – Gewicht 176 kg – Inschrift „Brück 1919“ und „Den Menschen ein Wohlgefallen“ – Ton erklingt in „f“

Der Einbau der ersten elektrischen Beleuchtung erfolgte 1915, eine Erweiterung wurde 1933 vorgenommen. Die Installation einer elektrischen Fußheizung der vorderen Bänke im Schiff wurde 1929 durchgeführt. Deren Erneuerung und Erweiterung wurde 1960 notwendig. Doch trotzdem ist die Heizung nicht in Ordnung. Ein Abputzen der Kirche von außen, die Anbringung von Zinkdachrinnen und ein Neuanstrich der Fenster und Türen wurden über die Jahre 1954 und 1955 veranlasst. Mit der Schaffung einer Gedächtnisstätte für die gefallenen des II. Weltkrieges wurde 1955 die Tür, die zum ehemaligen Christenlehreraum und zur Empore führte, zugemauert. Mit der Anbringung der steinernen Tafeln mit den Namen der Gefallenen wurde ein farbiges Fenster eingebaut, sowie der Fußboden mit Fliesen ausgelegt. Die Herausnahme des durch die Feuchtigkeit und Wurmfraß beschädigten Holzfußbodens in der Sakristei und das Legen eines Terrazofußbodens waren 1959 erforderlich. Die letzte Renovierung des Innenraumes und die Erneuerung der Beleuchtung wurden 1967 veranlasst. 1967 wurde das Turmdach instand gesetzt und erhielt dabei ein Schieferdach. Das Kirchendach selbst erfuhr 1976 eine Instandsetzung und Neueindeckung mit Dachsteinen (Doppelrömer). Im Laufe des vergangenen Jahrhunderts wurde der Turm mehrmals durch Blitzschlag geschädigt und musste repariert werden. Das seit dem 20. Jahrhundert erscheinende Bild der Kirche ließ einen dringenden Handlungsbedarf zur Restaurierung erkennen, um das die Stadt Brück prägende und historische Gebäude nicht der Verfall preis zu geben. Mit den erforderlichen Sanierungsarbeiten der Außenhülle wurde Ende 2005 im Rahmen der Altstadtsanierung mit Unterstützung durch Fördermittel begonnen.

Beitrag aus Märk. Allgem. Zeitung Fläming-Echo März 1995 von Hans Pfannenstiel,

Überarbeitung Pfarrer i. R. Martin Asse, Brück Beiträge zur Geschichte der Stadt Band II von Kurt Zoglowek erarbeitet 1952 – 1962.

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