Denn bei dir ist die Quelle
des Lebens, und in deinem
Licht sehen wir das Licht.
Psalm 36, 10
Weliki Nowgorod nicht mehr weit – Titanen on tour kurz vor dem Ziel
Russische Soldaten verladen unsere Wagen! Weil wir sonst die Ankunft am 5.10.18 in Weliki Nowgorod nicht schaffen würden. Ganz selbstverständlich haben unsere russischen Begleiter das organisiert.
Wie wunderbar war es, davor in Osmino begeistert empfangen zu werden, wo schwere Kämpfe zwischen deutschen und sowjetischen Truppen im 2. Weltkrieg stattgefunden haben. Der Pope Pawel Grinko nahm mich mit wehendem Talar auf seinem Mofa zu seiner Kirche mit. Er zeigte mir das örtliche Gotteshaus. Es ist ein bescheidenes, einfaches Gebäude. Innen liegen viele Hilfsgüter für die Armen. Der sehr agile Geistliche stieg mit mir bis auf den Turm und gemeinsam spielten wir mit dem Glockenspiel. Dann erzählt er mir, dass die heutige Kirche nur noch ein Rest von der ursprünglichen Kirche ist. Deutsche Truppen haben sie auf dem Rückzug gesprengt. Hier, wo wir gerade standen, war ein befestigtes deutsches MG Nest und dort (er deutet über eine Schlucht) war noch eins und es wurden viele Partisanen erschossen. Mit einem Mal wurde aus einer fröhlichen Mofa Fahrt ein heiliger Moment. Wir beiden Nachgeborenen standen in den Wunden der Geschichte. Wie ergreifend, dass die größte Sorge des Geistlichen war, dass in der Schlucht die Leichname deutscher Soldaten unbestattet liegen. Wir wollen der Kriegsgräberfürsorge den Standort geben. Vielleicht bekommen sie ein christliches Begräbnis. Dann werden die Glocken der kleinen Kirche für sie läuten. Wir verabschieden uns und der Treck geht weiter. Ein russisches Kind läutet zum Abschied unsere Friedensglocke.
Am 5.10.18 sind wir am Ziel in Weliki Nowgorod. Vor dem „Magdeburger Tor“ im russischen Nationalheiligtum, dem Kreml von Nowgorod, soll die Glocke samt Glockenwagen abgestellt werden. In dem über 850 Jahre alten Bronzekunstwerk ist Bischof Wichmann zu sehen. Er rief damals die Flamen aus Brügge nach Brück. Unsere Heimatgegend heißt deshalb Fläming. Viele Flamen zogen dann weiter nach Nowgorod. Deshalb ziehen auch wir hierher. Hier ist der Weg dann vollendet.
An der Flamme für die gefallenen Soldaten wollen wir einen Kranz niederlegen. Bei dem auf dem Kremlgelände stehenden Bronzedenkmal „1000 Jahre Russland“ wollen wir verweilen und die Geschichte bedenken. Das Denkmal erinnert daran, dass 862 der Wikinger Rurik auf Bitte der lokalen Fürsten die Herrschaft übernahm und damit die russische Staatlichkeit und Geschichte begann. Weil die Fürsten sich nicht einigen konnten, gab man die Macht an einen Außenstehenden und konnte so den Frieden erhalten.
Nach dem Abzug der deutschen Truppen im Jahr 1943 blieben nur Reste vom Denkmal übrig. Aus dieser Kenntnis heraus ist es ein Wunder, dass wir jetzt unsere Bronzeglocke hierher bringen dürfen. Es wird ein aufregender und historischer Moment.
Mit Hilfe der Russen wollen wir dann die Pferde und Wagen per Achse nach Hause bringen.
Am 7.10.18 wird um 14.00 Uhr in Brück auf dem Pfarrhof Rottstock (Straße der Einheit 33) im Festgottesdienst gedankt für die friedvolle ergreifende Tour. Hier wurde die Friedensglocke geweiht und hier soll sich der Kreis dann schließen. Alle Mitfahrer und Freunde der Friedensmission „Titanen on Tour“ sind dazu eingeladen.
Fotos: Manfred Kahl