Denn bei dir ist die Quelle
des Lebens, und in deinem
Licht sehen wir das Licht.
Psalm 36, 10
Halbzeit bei den Titanen on tour 2018 – Und was geschah bisher?
Halbzeit (1.200 km) der „Titanen on Tour“ – Erlebnisbericht von Pfarrer Helmut Kautz beim Gemeindenachmittag
Monika Stechbart
50 Zuhörer haben sich im Gemeinderaum der Kirchengemeinde Brück versammelt, um dem ersten Live-Bericht vom Titanen-Treck zu lauschen. Jeder der Anwesenden ist gespannt: Das wird sicher interessant, alles frisch aus erster Hand zu hören.
Die Meinungen im Ort zu diesem Unternehmen sind ja geteilt — wie wird es damit nach diesem Bericht aussehen?
Bilder, ein Kurzfilm und der emotional und die mit Emotionen und Begeisterung vorgetragenen Geschichten würzen dann den Nachmittag aufs Beste.
Der Start dieser Plantagenreise mit Kaltblutpferden war am 18. Juli 2018 vor dem Brücker Rathaus. Reiseziel: Weliki Nowgorod — 2300 km nach Osten, immer entlang dem so genannten Hellweg, der historischen Handelsstraße. Offizielle Worte des Abschied und der Segen von Pfarrer Helmut Kautz geleiten den Tross auf die ersten Kilometer.
Der Leitgedanke: „Menschen lieben Pferde, sie brauchen Brot und Salz, und alle wünschen Frieden.“
Diese Botschaft soll unterwegs bis in den kleinsten Ort weiter gegeben werden. Allen Menschen, die ihnen auf der Tour begegnen, soll dieser Gedanke weitervermittelt werden. Frieden verkündet das gesamte Unternehmen und Frieden vermittelt die Glocke durch Ihr Läuten an jedem Ort, wo der der Treck sein Nachtlager aufschlägt. Frieden vermitteln auch die kleinen Glöckchen, die dort zusammen mit dem Brot verschenkt werden.
Auf den Glocken ist die Friedenstaube abgebildet, ursprünglich das Symbol der Vergebung Gottes. Am unteren Glockenrand steht das Wort „Friede“ in allen Sprachen der durchfahrenen Länder.
Begeistert erzählt Herr Kautz von interessanten privaten Begegnungen, z.B. von einer Babuschka, die das Kommen des Drecks als lang ersehnte Wiedergutmachung von schlimmen Kriegserlebnissen ansah, weil ihre Kinder und Enkel auf dem Wagen mitfahren und sie besuchen konnten.
Er berichtet von Anrührendem unterwegs: Jemand fühlt sich plötzlich zum Glauben hingezogen, weil sich ihm nach einem Gebet wie durch ein Wunder Wege ebneten.
Interessant war es auch, von Pannen auf dem Weg zu hören: So mussten z.B. durch besondere Umstände vom Brandenburger Tor aus alle Kutschen einzeln im Viertelstundentakt durch die große Stadt fahren und fanden sich erst am Treffpunkt Hoppegarten wieder zusammen.
Spannend war es auch, von den vielen, vielen hilfreichen und liebevollen Begegnungen zu hören, von der Versorgung mit Verpflegung und Schlafplätzen für die Reisenden. Auch die Bereitstellung von Koppeln und Wasser für die Pferde (an heißen Tagen wurden 100 Liter pro Pferd benötigt) sind keine Kleinigkeit. Auch Streicheleinheiten für dieselben waren inbegriffen.
Fazit: Auf der Reise gab es bisher für alle Arbeit, Arbeit, Arbeit und auch manch kleinere Wunder sowie massenhaft gute Ideen bei unvorhergesehenen Schwierigkeiten. Und je länger die Reise dauert, desto mehr „menschelt“ es. Jedoch der Wille und die Freude am Unternehmen bleiben ungebrochen. „Wir haben eine Aufgabe — und nun erst recht.“
Ja, und noch etwas:
Wussten Sie schon, dass
– die Idee „Weliki Nowgorod“ auf der Reise der Titanen von Brügge nach Brück geboren wurde?
– jeder Tag der Tour 1.000 Euro kostet? Mal 80 Tage eine hübsche Summe!
– Hengste, Stuten und Mulis nicht gemeinsam gefüttert und getränkt werden können und auch getrennt schlafen müssen?
– die Kutscher bei ihren Tieren auf der Koppel schlafen?
– Männer schlecht Koffer packen oder für viele Menschen kochen können?
– empfunden wird, dass diese Reise ohne die Friedensglocken keinen wirklichen Sinn gemacht hätte?
– Zuwendungen unterwegs durch die Bevölkerung in Deutschland in Geld, im Ausland eher aus Sachgütern wie Essen, Trinken und aus praktischer Hilfe für Mensch und Tier bestanden?
– am Ende des Tages immer zuerst die Pferde versorgt werden: Koppelbau, Tränken, Füttern, neu Beschlagen usw.?
– die Pferdeführer auch zwischendurch die Pferde ausspannen, füttern usw., damit sich der Herzschlag normalisiert?
– jeden Abend der nächste Tag geplant werden muss mit allen nötigen Fragen zu wann, was, wo und wer?
– die Mannschaft alle 10 Tage wechselt und dass alles immer neu ge- und erklärt werden muss und das Suchen und das Durcheinander immer neu beginnt?
– jeder für seinen Napf, sein Besteck und seinen Schlafsack sorgen muss?
– täglich gute Ideen gebraucht werden?
– auch die „Gäste“, die 50 Euro pro Tag zahlen, ihren Fähigkeiten entsprechend mitarbeiten müssen?
– einige junge Damen aus Brück die „Titanen on Tour“ in Riga mit einem Willkommensschild begrüßten?
– sich die Holzräder ohne Eisenreifen, Beschläge u.ä. nicht für eine solche Mammutreise eignen und immer wieder nachgebessert werden muss?
– immer ein Tierarzt und ein Seelsorger die Fahrt begleitet?
Zum Schluss:
Diese Erlebnisse und noch viel mehr erzählte Pfarrer Kautz in seinem Vortrag bunt gemixt.
In der Bibel steht: „Jeder Tag hat seine eigene Plage.“ Und Pfarrer Kautz ergänzte: „Und es ist ein Segen Gottes, sie nicht vorher zu kennen.“
Davon können die Brücker Teilnehmen des Titanen-Trecks jetzt ein Lied singen. Dennoch sind alle stolz, dabei sein zu dürfen, Teil zu haben an diesem Erlebnis der besonderen Art. Teil zu haben an diesem Abenteuer und Mitstreiter zu sein beim Verkünden der Friedensbotschaft aus Brück.“