Denn bei dir ist die Quelle
des Lebens, und in deinem
Licht sehen wir das Licht.
Psalm 36, 10
Bisher: 1.340 km gefahren, 4 Länder, 3 Währungen – Titanen on tour in Lettland
Noch 1.000 km bis Weliki Nowegorod!
Am 4.9.18 erreichen wir Riga!
Dann sind wir 1.340 km gefahren durch 4 Länder mit 3 Währungen (Euro, Rubel, Zloty).
2 Wagenräder mußten am Glockenwagen gewechselt werden. Ungezählte Herausforderungen liegen hinter Mensch und Pferden.
Ein paar Eindrücke möchte ich hier schildern:
Friedlich trappeln die Hufe der starken Pferde. Die Kutscher unterhalten sich über die richtige schonende Anspannung. Die lettische Landschaft zieht langsam vorbei. Alte Eichen nicken weise mit ihren Zweigen. Wenn sie erzählen könnten, was alles vorfiel. Wer schon alles an ihnen vorbeizog.
Vielleicht haben sie den Onkel Fritz Karl Albert Gericke von Klaus Gericke gesehen. Der Brücker Bauingenieur ist extra mitgefahren, um endlich das Kriegsgrab seines Onkels hier in der Nähe zu sehen. Die Kriegsgräberfürsorge hat ihm ein Foto von dem Grab mitgegeben. Der Friedenstreck der Titanen wird für ihn zum „Treck der Emotionen“. Es war ihm ein inneres Bedürfnis, als Pferdepilgerer hierher zu ziehen. Das Dokument mit dem Grabplan zeigt er Prof. Guntis Rozitis aus Latvija. Der Pferdespezialist ist dem Treck entgegengefahren, um mit eigenen Augen zu sehen, dass es stimmt: ein deutscher Pferdetreck auf Friedensmission. Bewegt erzählt er Klaus, dass sein Vater auf der deutschen Seite mitgekämpft hat und der Onkel mütterlicherseits auf der sowjetischen Seite. „Das ist Vergangenheit!“ sagte er mit einem Seufzer. Wir Europäer schauten uns schweigend an. Laut wiehert ein Pferd. Da wird die Friedensglocke angeschlagen und ruft zum Aufbruch! Es ist ein heiliger Moment. Ein Versprechen ohne Worte: wir wollen dem Frieden nachjagen mit jedermann. Bäckermeister Plentz schenkt außer Plan Prof. Guntis ein Friedensbrot mit dem Christussymbol.
Er ist noch ganz erfüllt von einer Begegnung ein paar Tage vorher in Litauen:
Mit der gastgebenden Familie wurde eine Dankeschönfahrt durchgeführt. Die Erwachsenen und Kinder fuhren mit dem Kremser mit und führten die Fuhrleute zur 90jährigen Uroma. Als sie die deutschen Männer und Pferde in ihrem Sonntagskleid begrüßte, kamen ihr die Tränen. „Endlich kommt ihr! Wenn das mein Mann noch erlebt hätte“ sagte sie. Die Gäste hielten den Atem an, als sie erzählte, dass im Krieg ein deutscher Panzer ihr Haus platt gemacht hat. „Und jetzt kommt ihr in Frieden und bringt meine Enkel mit!“ Dankbarkeit erfüllte die Reisegesellschaft, so etwas erleben zu können.
Bei Dietmar Plentz brachte das Erlebnis eine empfindliche Saite seines Lebens in Schwingung. Plötzlich erinnerte er sich an die Erzählung seiner Mutter. Als junges Mädchen wurde sie 1945 von Sowjetsoldaten bedrängt. Der Bäckermeister sah vor sich den Sohn der alten Frau mit dem zerstörten Haus. Welchen Hass mußte er vielleicht empfunden haben gegenüber den deutschen Männern und Frauen! Seine Mutter rief damals in ihrer Not ein lautes Gebet: „Herr Jesus Christus hilf mir!“ Das Gebet wurde erhört! Ein Offizier der Sowjetarmee rettete sie im letzten Moment vor dem Schlimmsten und bewahrte sie vor der Vergewaltigung. Ihr ganzes Leben sollte dieses Erlebnis sie prägen. Und auch den Sohn Dietmar bewegte diese Erfahrung. Er setzte sich in Bewegung mit dem Titanentreck. Er liefert das Friedensbrot, gebacken an dem Ort, wo höchster Unfriede und Friede erlebt wurde. Transportiert wird es samt den kleinen Friedensglocken mit dem Planwagentreck, der friedlich aber bewegend durch die Lande zieht.
Die Wagen sind beladen mit Menschen, die ihren eigenen Rucksack mit Geschichten, Emotionen, Hoffnungen, Ängsten und Sicherheiten haben. Der Anblick des Trecks begeistert immer wieder die Menschen am Weg, wenn die Wagen vorbeirollen. Viel wird auf den Gefährten und am Weg erzählt und mitgeteilt. Manchmal schweigen die Kutscher und bedanken sich stumm bei ihren wunderbaren Pferden – sie sind völlig frei von Vergangenheit und Zukunft. Sie leben einfach in der Gegenwart und gehen den Weg!