Denn bei dir ist die Quelle
des Lebens, und in deinem
Licht sehen wir das Licht.
Psalm 36, 10
Im Glanz der Ewigkeit – Pfarrer Dr. Martin Gestrich
Nachruf auf Pfarrer Dr. Martin Gestrich (1966 – 2018)
Warum musste einer der besten Pfarrer unserer Landeskirche so leiden? Martin Gestrich beantwortete diese existenzielle Frage im Lichte des Wortes aus der Heiligen Schrift (Kolosserbrief 1, 24): „Nun freue ich mich in den Leiden, die ich für euch leide, und erstatte an meinem Fleisch, was an den Leiden Christi noch fehlt, für seinen Leib, das ist die Gemeinde.“
Kurz vor seinem Tod am 7. Februar schrieb der 51-jährige, begabte Geistliche dazu: „Es fehlt noch was an den Leiden Christi! Und das nicht, weil er unfähig war, die Arbeit alleine zu erledigen, sondern weil er uns mitnimmt auf seinen Kreuzweg. Sein Leib, die Kirche, ist sehr geschunden, der Egoismus und die Trägheit der Konfessionen und Gruppen bohrt immer neue Wunden hinein. Ich bin, solange mein Geist frei ist, dankbar für meine Leiden und bete dann: Herr, wenn es Dir gefällt, füge sie hinzu …“
Martin Gestrich liebte die Gemeinde. Darum litt er an der Kirche. Er wollte etwas ändern! Deshalb gründete er mit anderen den Gemeindebund und brachte sich aktiv in den Reformprozess der EKBO ein. Desillusioniert zog er sich daraus nach wenigen Jahren zurück. Nun brachte er seine ganze Kraft in die Gemeinde vor Ort ein. Er diente erst in Berlin-Rudow, dann in Päwesin und zum Schluss in Bad Belzig.
Martin Gestrich war ein zugewandter Seelsorger, um die Rettung der Seele besorgter geistlicher Begleiter, einfühlsamer und vollmächtiger Prediger, zuhörender und zugleich intellektueller Hirte. Dabei war er stets suchend und dürstend nach der gewissen Gnade Gottes. Schon als Kind beschäftigte ihn die Frage nach dem Bestehen im Jüngsten Gericht. Erst im Jahre 2015 kamen übernatürliche Klarheit und Freiheit in seine Gottesbeziehung.
Der promovierte Theologe hatte zwei Christusvisionen. Er sagte: „Ihr könnt mich für verrückt erklären, aber ich sehe!“ Er bekam eine nie gekannte Vollmacht, besonders bei der Weitergabe der Liebe Gottes an die Flüchtlinge. Sie verliehen ihm den Ehrentitel „Father Martin“. Gleichzeitig begann seine Krebserkrankung, die ihn zerfraß und ihm den Atem nahm. Seine Beziehung zum Vater im Himmel wurde dennoch immer fester. Das Abendmahl wurde ihm immer wichtiger als Zeichen des Opfers auch für ihn persönlich. Und die Zusage der Vergebung in der Einzelbeichte wurde für ihn zum realen Erleben der Güte und Freundlichkeit Gottes.
In den letzten Stunden seines irdischen Seins hatte Martin Gestrich seine gesamte Familie um sich. Er war glücklich. Er hatte große Schmerzen. Er sah etwas Unsichtbares, war ergriffen und konzentriert. Es war der Glanz der Ewigkeit auf seinem sterbenden Antlitz – endlich erlöst! Wir haben einen wunderbaren Ehemann, Vater, Sohn, Bruder, Lehrer, Freund und Pfarrer verloren.
Auf Wiedersehen!
Pfarrer Helmut Kautz
Trauerfeier für Dr. Martin Gestrich am 17.02.2018
Gebet: Komm Heiliger Geist – mach uns frei ; erfülle uns mit Liebe! Leite uns in die Wahrheit!
Ansprache:
Liebe Trauergemeinde!
Die Trauer um den Toten ist die Rückseite der Liebe, mit der Martin Gestrich besonders von Ihnen geliebt wurde.
Weil er gestorben ist, geht auch ein Teil der Liebe und der Hoffnung, die sie liebe Hinterbliebenen mit Martin Gestrich geteilt haben, verloren. Und doch besteht gerade darin eine Verbundenheit über den Tod hinaus.
Jetzt ist Martin Gestrich in die Ewigkeit vorausgegangen. Dort ist er in der Hand des lebendigen Gottes.
Jetzt sieht uns der von allen Leid befreite neue Martin zu!
Warum?
Einer der besten Pfarrer unserer Landeskirche?
-mit ihm darüber vor wenigen Tagen gesprochen:
Martin:Kol 1, 24
„Nun freue ich mich in den Leiden, die ich für euch leide, und erstatte an meinem Fleisch, was an den Leiden Christi noch fehlt, für seinen Leib, das ist die Gemeinde.“
Helmut: „Kannst Du das für Dich hören?“
Martin:
„Es fehlt noch was an den Leiden Christi! Und das nicht, weil er unfähig war, die Arbeit alleine zu erledigen, sondern weil er uns mitnimmt auf seinen Kreuzweg. Sein Leib, die Kirche, ist sehr geschunden, der Egoismus und die Trägheit der Konfessionen und Gruppen, bohrt immer neue Wunden hinein …
Ich bin, solange mein Geist frei ist, dankbar für meine Leiden und bete dann: Herr, wenn es Dir gefällt, füge sie hinzu …“
„Er musste den Weg so gehen!“
Bibelwort vorher festgelegt;
wollte das Sie es hören
17 Der Herr aber ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, ist Freiheit.
Bibelwort
Martins Weg zur Freiheit in Christus als Auslegung von 2. Kor 3,16-18.
16 Dann aber, wenn es sich zum Herrn wendet, wird die Decke weggenommen.
Sein Weg bis die Decke der Angst vor Gottes Gericht von ihm weggenommen wurde.
Als kleines Kind
Viel Trauriges und Schönes intensiv wahrgenommen
Furcht Gottes und des Gerichtes
Kommt früh herein in das Kind und legt sich wie eine Decke der Traurigkeit auf ihn; läßt sich durch Wissensvermittlung über die Liebe Gottes nicht abnehmen!
Konzentriert mit 3 Jahren
Doppelkonzert von Bach gehört
Violinspiel angefangen
Mit 9 Jahren Armbruch: es soll doch nichts kaputtgehen!
Spannung
Genießen und schwer traurig; „ich“ sagen spät gelernt!
Bruder
war der große Bruder; Unterstützer; Tröster;
Beobachter, Ratgeber und Seelenverwandter
Nach der Konfirmation
Hinwendung zu den Griechen –verehrt sie
Bekehrung zur Theologie „Pfaffe werde ich nicht!“
Konsequent ernstnehmen –als Christ zu leben; Schonungslosigkeit gegen sich!
Auf breiten Spektrum denken
Abitur und Studium
Aufgrund vielfältiger musisch kreativer und intellektueller Anlagen war sein Berufsweg nicht eindeutig vorgezeichnet.
Zunächst 1 Jahr Studium Kunstgeschichte und Archäologie , parallel dazu Vorbereitung auf Musikstudium (Viola). Abbruch nach Vordiplom, um Theologie zu studieren, zunächst ohne Ziel, Pfarrer zu werden.
Bekehrung zu den Menschen
Bahnhof Zoo
„ich kann doch nicht an mich denken!“
Daneben ein stets aufmerksamer, liebevoll zugewandter Vater und Freund, immer ohne Rücksicht auf eigene Bedürfnisse für die anderen da.
Nahm sich Zeit; gab den Glauben weiter; verstand ohne Worte; er war ein Mann bei dem man sich
Weisheit holte.
Ehefrau: sie hat alles mitgetragen; gebetet, gute und schwere Zeiten
Bekehrung zur Gemeinde. Alle hätten ihn gern behalten.
Überwältigend was er alles gegeben hat; wollte das die Gemeinde die Bibel liest!
Im Pfarramt dann zunehmend höhere Ansprüche an seine Aufgaben als Diener der Gemeinde, wobei er immer wieder an die äußersten Grenzen der Belastbarkeit ging.
Unerträgliche Aufgabenfülle
1996 – 2003 Pfarrer in Berlin-Neukölln (Rudow) mit
Schwerpunkt Gemeindeaufbau in Neubaugebieten
Konnte selbstständig werden
2004 – 2010 Pfarrer im Sprengel Päwesin bei Brandenburg
2012 Promotion in Mainz im Fachbereich Praktische
Theologie mit der Arbeit: „Lesen als Raumgewinn“
„Helmut ich habe versagt!“
2012-2013 Pfarrer für die mittlere Generation im Kirchenkreis
Ab Oktober 2013 bis Ende 2018 Pfarrer an der St. Marienkirche in Bad Belzig
Flüchtlinge „Father Martin“ (Freiheit vom Gesetz)
Am Ende
„es scheint ja doch einiges gelaufen zu sein“ „wenn es denn so ist, dann freue ich mich
17 Der Herr aber ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, ist Freiheit.
Sein Weg, sein Streben nach der Freiheit und sein Leben in der Freiheit.
Denken und glauben war seine Stärke
Er liebte die Freiheit
Bekehrung zu Jesus Oktober 2015
Die 2 Christusvisionen. „ihr könnt mich für verrückt erklären, aber ich sehe“ (Hab das einmal gehört, wie er es bezeugte);
Durch den Heiligen Geist wird die Decke weggezogen! Er kann in der Liebe Christi baden Klahrheit und Freiheit kommt in seine Gottesbeziehung; eine nie gekannte Vollmacht
Vor allem wird das Abendmahl der Höhepunkt sein, weil wir da mit der unsichtbaren Welt, der Ewigkeit, mit Engeln und vielleicht auch Martin noch intensiver verbunden sein werden.
Das ABENDMAHL als Zeichen des Opfers für Ihn persönlich wurde immer wichtiger!
Die Zusprache der Vergebung in der Einzelbeichte wurde für ihn reales Erleben der Güte und
Freundlichkeit Gottes!
„Sprich mir die Gnade zu!“
18 Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht.
Sein Leidensweg bis zum Aufstrahlen der Herrlichkeit in seinem Gesicht beim Sterben.
Leiden an der Gemeinde und Kirche
„Machbarkeit ist Schwärmerei!“
Er sehnte sich danach, mit der Gemeinde die Freiheit im Geist Gottes zu erleben; dass das Wort lebendig wird; im Konvent nur die Bibel gelesen!!!
„es ist mir eine ungeheure Last von den Schultern
genommen – durch die Krankheit „Freiheit ist da!“
Körperliches Leiden ab Frühjahr 2016
Es ging ihm an die Nieren!
Es war eine intensive menschliche, fröhliche geistliche Gemeinschaft zwischen uns!
„Gott ich gebe es Dir ab!“
Beichte, Krankensalbung, Abendmahl
„es war mir so wichtig“
Sterben
Tiefe übernatürliche Verbundenheit mit der ganzen Familie; Martin war glücklich!; hatte große Schmerzen
Herrlichkeit
Sah etwas Unsichtbares; ergriffen konzentriert; der Glanz der Ewigkeit auf seinem sterbenden Antlitz – endlich erlöst!
Danke!
Die Bibel sagt: Lehre uns bedenken, dass auch wir sterben müssen, auf das wir klug werden.
Bitte haben sie Mut, über das Sterben nachzudenken und mit Ihren Lieben zu reden!
Wir als Gemeinde und ich als wollen bei diesem Thema beistehen.
Komm Heiliger Geist – mach uns frei ; erfülle uns mit Liebe! Leite uns in die Wahrheit!
Auszug mit Glockengeläut
Foto 2: www.foto-straubel.de